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Die Bedeutung des Kerzenlichts
heute, gestern und morgen

Auch im Zeitalter des Neonlichtes und des Laserstrahls erfreut sich das Kerzenlicht großer, ja sogar wachsender Beliebtheit. Selbst wenn das elektrische Licht uns in die Lage versetzt, die Nacht zum Tage zu machen, so wird es dennoch nur wenige Haushalte in unseren Breiten geben, die keinerlei Kerzen zuhause haben. Überall finden wir Kerzen in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Größen, und es erhebt sich die Frage, warum dies so ist, denn als Beleuchtungsmittel hat das Kerzenlicht doch kaum noch Bedeutung, es sei denn im Notfall.    Werden Kerzen aus Gründen der Nostalgie oder der Sentimentalität entzündet?
Hin und wieder mag dies sicherlich mitschwingen, doch steht fest, dass sich viele Menschen, sei es an einem festlich gedeckten Tisch oder in einer besinnlichen Gesprächsrunde an dem milden Licht einer brennenden Kerze erfreuen. Ihr Licht vermag die jeweilige Atmosphäre stark zu prägen und die Menschen, die den Lichtschein vor Augen haben, in eine besondere Stimmung zu versetzen. Es scheint sogar folgende Schlussfolgerung berechtigt: Je hektischer, automatisierter und darum unpersönlicher unsere Umwelt wird, umso stärker wächst die Vorliebe für Kerzen und das Fluidum, das sie verbreiten.

Auch in der Liturgie der Kirche hat die Kerze eine besondere Bedeutung. Zu jeder Messfeier werden Kerzen am Altar entzündet und im Ablauf des Kirchenjahres begegnen sie uns immer wieder; als Beispiele seien nur genannt der Adventskranz mit seinen vier Kerzen, die Lichtmesskerzen, die Osterkerze, die Kerze zur Erstkommunion oder die Kerzen am Marienaltar im Monat Mai. Es könnte nun voreilig gefolgert werden, die Kerzen im Kirchenraum hätten vor allem die Aufgabe, die Gläubigen in die rechte Stimmung zu versetzen. Doch diese     Überlegung ist zu vordergründig. Sie steht in Gefahr, das Abbrennen von Kerzen zur Effekthascherei zu degradieren.

Um die Bedeutung des Kerzenfeuers wirklich zu erfassen, müssen wir ein wenig weiter ausholen: Feuer und Licht gehören, ähnlich wie Wasser, zu den Ursymbolen der Menschheit. Zu allen Zeiten verwies das Feuer, das Licht und Wärme spendete, auf die Sonne selbst, die irdisches Leben und Wachstum ermöglicht.
Feuer ist die Quelle des Lichts und der Wärme, die wir zum Leben brauchen. Die Vorstellung von ewiger Nacht und Kälte vermittelt uns eine Ahnung von  dem, was endgültiger Tod ist. Darum war das Feuer für viele Religionen nicht nur ein Sinnbild der Gottheit, sondern selbst wesenhaft göttlich und darum verehrungswürdig. Allerdings erfuhr man das Feuer auch als bedrohliche Naturkraft. Es ist unbändig und kennt, einmal entfacht, keine Beschränkung. Wo das Feuer aber gezähmt ist, wird es als Wohltat und Lebenskraft erfahren. Das Licht einer Kerze oder Öllampe stellt die "gebändigte" Form des Feuers dar und fand in vielen Religionen und heidnischen Kulten Eingang. Die Verwendung von Kerzen war bereits im heidnischen Kult der Antike weit verbreitet. Zum Beispiel spricht Cicero davon, dass man Weihrauch und Kerzen vor den Götterbildern verbrenne. Auch der Kirchenvater Tertullian, der um das Jahr 200 lebte, berichtet von dem heidnischen Brauch, an den Häusern Lampen zu Ehren der Götter anzuzünden. Dies war Grund genug, die an das Heidentum erinnernde Verwendung von Kerzen von den religiösen Bräuchen der Christen ferne zu halten.
Dennoch hatte sich bis zum vierten Jahrhundert der Brauch, an den Gräbern von Märtyrern Kerzen anzuzünden, unter den Christen weit verbreitet, wie uns viele alte Texte belegen.
Vigilantius, ein Zeitgenosse des Hl. Hieronymus, schreibt: "Wir sehen, wie unter dem Vorwand der Gottesverehrung beinahe heidnische Bräuche in die Kirche eingeführt werden. Während die Sonne noch leuchtet, werden ganze Massen von Kerzen angezündet ...., auf diese Weise erzeigen die Menschen den heiligen Märtyrern hohe Verehrung. Diese glauben, sie mit wohlfeilen Wachskerzen beleuchten zu müssen."

Zu dieser Zeit trifft zum ersten Male eine symbolische Verwendung des Lichtes in Erscheinung. Das Licht soll Zeichen der Freude sein. Offenkundig ist von solchen symbolischen Erwägungen die prächtige Beleuchtung der Kirchen beeinflusst gewesen, von denen die Quellen des 4. und 5. Jahrhunderts berichten. Von der Pracht der Beleuchtung, die namentlich in der Osternacht entfaltet wurde, gibt Eusebius eine Schilderung: "Die heilige Nacht verwandelte er (Konstantin) in Tageslicht indem er durch hierzu bestellte Männer in der ganzen Nacht     Wachssäulen von gewaltiger Höhe anzünden ließ. Es waren dies Feuerfackeln, die jede Stelle erleuchteten, so dass die geheimnisvolle Nachtwache heller wurde als der strahlende Tag."

Nicht nur in der Osternacht, sondern das ganze Jahr hindurch bekam die Kerze in den Gotteshäusern eine große Bedeutung auch als Beleuchtungsmittel. Um das Jahr 1000 waren Kerzenkronleuchter in den Kirchen allgemein üblich. So wurden z.B. im Dom zu Hildesheim zwei Hängeleuchte mit je 7 Meter Durchmesser angeschafft, deren unterer Ring jeweils 72 Kerzen fasste.
Doch erfreute sich die Kerze ihrer großen Beliebtheit im kirchlichen Raum nicht so sehr aufgrund ihrer Bedeutung als Lichtquelle, sondern vielmehr aufgrund ihrer Symbolik und Zeichenhaftigkeit. Für die Feier der Liturgie ist dies sehr bedeutsam, denn Liturgie ist wesenhaft an äußere Zeichen gebunden.
Den Menschen früherer Zeiten war zeichenhaftes und symbolisches Denken geläufiger. Für sie war zum Beispiel Wasser nicht bloß die chemische Verbindung H20, sondern sie sahen mehr darin: Leben, Wachstum, ein Geschenk Gottes und der Natur. In ähnlicher Weise war für sie Kerzenlicht nicht nur Beleuchtung im Dunkeln, sondern auch ein Hinweis auf Christus:
Die Kerze verzehrt sich selbst im Verbrennen, ähnlich der Kerze verzehrte sich Christus in seiner Liebe für die Menschen. Der mittelalterliche Dominikanertheologe Durandus schreibt: "Das Licht, das in der Kirche angezündet wird, bedeutet Christus." Über den Messias sagt der Prophet Jesaia: "Auf Jerusalem! Es kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht über dir auf."
Im Neuen Testament preist Simeon den Herrn als "das Licht zur Erleuchtung der Heiden." Christus der Herr nennt sich selbst "Licht der Welt." Das Licht erscheint vorerst als das geeignetste Sinnbild seiner Gottheit. Weil das Licht unter allen materiellen Dingen als das am wenigsten materielle erscheint, gilt es als passendes Symbol Gottes, des absoluten Geistes, den die Schrift als Licht bezeichnet, von dem sie sagt, dass er die Quelle allen Lichtes in Licht gekleidet sei und in unzugänglichem Lichte wohne.
Das materielle Licht bewegt sich mit fast unglaublicher Schnelligkeit, ist fleckenlos und rein, dringt überall hin, um belebend und verklärend zu wirken, darum auch aus diesem Grunde geeignet zur sinnbildlichen Darstellung des allgegenwärtigen, allbelebenden, göttlichen Wesens.

Die menschliche Natur Christi sieht das Mittelalter im Wachs symbolisiert, das der Lichtflamme als Nahrung dient. Wie das reine Bienenwachs von der Biene stammt, so ging der Leib Christe aus dem Schoße der allerseligsten Jungfrau hervor.
Aus dieser symbolischen Beziehung des Lichtes auf Christus erklärt sich die ausgedehnte Verwendung, die es im Laufe der Zeit in der katholischen Kirche gefunden hat. Lichter betonen die Gegenwart Christi im Allerheiligsten und am Altar bei der Feier der Eucharistie. Wenn bei der Spendung der Sakramente Lichter angezündet werden, so erinnern sie gleichfalls an Christus, den unsichtbaren Gnadenspender, sowie die zum Evangelium getragenen Kerzen beim feierlichen Gottesdienst Christus als das "Licht der Welt" und unsere Freude über seine Offenbarung zu verkünden.
Bislang konzentrierten wir uns auf die Kerze und ihre Symbolkraft im liturgischen Geschehen. Doch ist die Bedeutung der Kerze im Leben der katholischen Kirche noch weitreichender.
Dazu müssen wir nochmals zurück in die Kirchengeschichte blicken: Vom 10. Jahrhundert an war es üblich geworden, Kerzen zu weihen. Dies geschah hauptsächlich an Maria Lichtmess, am 2. Februar, oder am Fest der Darstellung des Herrn, wie dieser Festtag heute im offiziellen liturgischen Kalender heißt. Über die natürliche Symbolkraft des Lichtes hinaus bekamen die Kerzen nun aufgrund ihrer Segnung einen besonderen Stellenwert in der Frömmigkeit der Gläubigen; dies drückt sich zum Beispiel im Blasiussegen aus, der am Tag nach Maria Lichtmess mit zwei gekreuzten Kerzen erteilt wird.
Die geweihte Kerze wurde auch im privaten Bereich der Familie bedeutsam. Sie begleitete den Gläubigen durch das Kirchenjahr. Man entzündete sie in Drangsal und Not. So wurde die geweihte Kerze allmählich zum Zeichen göttlichen Beistandes - denken wir z.B. an die Wetterkerze, die man bei Blitz und Unwetter entzündete und dabei um den Schutz Gottes flehte. Auch der Adventskranz mit seinen Kerzen bekam im Lauf der Zeit eine wachsende Bedeutung im christlichen Frömmigkeitsleben. Er ist nicht nur Zimmerschmuck in der "Vorweihnachtszeit", sondern ein Anruf zu Besinnung und Gebet in den Wochen des Advents. Dies kommt durch das Gebet zum Ausdruck , das bei der Segnung des Adventskranzes und seiner Kerzen gesprochen wird. Es weist uns darauf hin, worin der gläubige Mensch den Sinn der Adventskerze sieht. Es lautet: "Gott, du hast deinen Sohn als Licht in die Welt gesandt. Segne diese Kerzen." Sie mögen uns in den Tagen des Advents an Jesus Christus erinnern, der jeden Menschen erleuchten will.
Wie wir an jedem Sonntag ein neues Licht an diesem Kranz entzünden, so lass uns in der Liebe Christi wachsen. Mache uns bereit für die Feier seiner Geburt und lass uns einmal seine Herrlichkeit voll Gnade und Wahrheit    chauen.

Beachtung verdienen auch die vielen, oft sehr kunstreich gefertigten Votivkerzen, die gläubige Menschen besonders an Wallfahrtsorten stifteten. Diese Kerzen hatten häufig eine erstaunliche Größe. Beispielsweise ist die größte Kerze in Andechs, eine Stiftung Augsburger Wallfahrer aus dem Jahre 1727, 2 Meter 40 hoch und wiegt 84 Pfund. In der Wallfahrtskirche St. Salvator in Bettbrunn bei Ingolstadt lassen sich seit 1378 solche Votivkerzen nachweisen. Aus diesem Jahr stammt die älteste. Es haben sich dort im Chor seither über 200 solcher "Großkerzen" angesammelt und jedes Jahr kommen neue hinzu. Mit diesen Kerzen bringen Gläubige Gott ihren Dank für erhörtes Flehen in Not, Gefahr oder Krankheit dar.

Neben den positiven Anregungen für die Volksfrömmigkeit durch das Segnen von Kerzen ergaben sich auch Bräuche die man dem Aberglauben zurechnen kann. Zur Illustration folgendes: Es gab zum Beispiel den Brauch, am Tag der Vermählung die Flamme der Hochzeitskerze zu beobachten, um Voraussagen über das zukünftige gemeinsame Eheleben zu machen. Eine helle, ruhige Flamme ließ auf eine harmonische Ehe hoffen. Flackerndes oder knisterndes Kerzenlicht bedeuteten Unglück und Streit. Funken aus der Lichtmesskerze waren für die Familie eine frohe Botschaft oder kündigten einen Gast an; herablaufendes Wachs ließ auf Übel und Tod schließen. Es kam zu richtigen Kerzenorakeln. In der Oberpfalz gab es früher den Brauch, am Allerseelentag für jedes Familienmitglied eine geweihte Kerze anzuzünden. Gemeinsam blies man alle Kerzen aus. Wessen Docht dann am wenigsten lang fortglimmte, von dem nahm man an, er müsse als erster sterben. In anderen Gegenden bastelte man kleine Schiffchen mit geweihten Kerzen. Wessen Schiffchen zuerst unterging, der sollte bald Unglück erleiden. Diese wenigen Beispiele belegen anschaulich, dass hier die geweihten Kerzen missbraucht und Gegenstand des Aberglaubens wurden, da man meinte, das Segensgebet würde der Kerze wundersame Kräfte mitteilen. Doch sollten wir nicht überheblich und herablassend über diese Bräuche in den vergangenen Zeiten urteilen. Trotz dieser nicht zu billigenden Praktiken lebten jene Menschen zweifellos in einem tiefen und festen Glauben.
Neben diesen Fehlentwicklungen gab es auch Tendenzen in eine, in einem gewissen Sinn entgegengesetzte Richtung, die im rationalistischen Denken der sechziger und siebziger Jahre unseres Jahrhunderts im kirchlichen Bereich besonders verbreitet war. Manche hielten damals die Kerzen in der Kirche für ein Überbleibsel aus alter Zeit, das zudem noch aus dem heidnischen Kult stammt. "Mir geben die Kerzen in der Kirche nichts," so wurde oft geurteilt. Man argumentierte: "Was ich für mein Leben brauche, ist die Verkündigung des Evangeliums Christi. Dies allein kann mir Antwort geben auf die drängenden Fragen meiner Existenz." Andere meinten, man sollte den Betrag für die Kerzen lieber einsparen und mit dem Geld Notleidende unterstützen. Bei allem Respekt gegenüber solchen Meinungen wird man jedoch fragen müssen, ob derjenige, der so denkt nicht einem überzogenen Zweckdenken unterliegt.
Ein solches übersteigertes funktionalistisches Denken wird der Fülle der menschlichen Wirklichkeit, die das Zweckfreie und das Schöne, die Liebe, das Lob und den Dank kennt, nicht gerecht. Es sollte uns vielmehr eine Freude sein, zur geeigneten Stunde eine Kerze zu entzünden.
Diese "kerzenfeindliche" Haltung ist "Gott sei Dank" aber weithin abgeklungen. In den letzten Jahren sieht man sogar zunehmend mehr Menschen, die in der Kirche Kerzen anzünden. Viele sind darunter, denen man anmerkt, dass sie sonst nicht oft im Gottesdienst sind, dass sie es ein wenig verlegen tun.

Warum stiftet also jemand eine Kerze und entzündet sie ?
Vielleicht weil er spürt, dass das Leben sich nicht erschöpft in unseren Geschäften und Sorgen, in unseren Erfolgen und Zerstreuungen. Weil es einen Zusammenhang geben muss für einen Sinn, weil man wenigstens wünscht und sich danach sehnt, dass sich das Leben in einem Zeichen, wie es die Kerze ist, zusammenfassen lasse.
Dass da in der Dunkelheit ein Licht aufgeht, dass es der Stoff meines Lebens ist, der sich hineinverzehrt in ein Licht, durch das es heller und wärmer wird. Gewiss, die Kerze brennt nieder, wie mein Leben vergeht, aber sie steht im Gotteshaus an einem Ort, der anzeigt, dass sie nicht umsonst brennt, dass alles einen größeren Sinn hat, zur Ehre eines Höheren geschieht.

Kann ich etwas von mir, von meinem Leben in die Kerze hineinlegen ?
Ich blicke auf die flackernden Kerzen. Ich sehe, wie eine Kerze zusammensinkt und die Flamme erlischt. Und ich weiß, sie ist ein kleines Zeichen. Ich kann mir mit der gestifteten Kerze nichts erkaufen. Aber das kleine Zeichen tröstet, vielleicht ist mein Leben doch nicht verloren, vielleicht leuchtet es für einen geheimen Sinn!
Wenn man diese tiefe Symbolik der Kerze bedenkt, wird man Kerzenattrappen im liturgischen Rahmen nicht als Ideal bezeichnen können. Wünschenswert und sinnvoll wären darum aus Wachs hergestellte Kerzen, die nicht aus Gründen des Raumschutzes in Frage gestellt werden müssen, wie von manchen Kirchenpflegern, durch vermeintliche Rußablagerungen aus dem Kerzenabbrand, behauptet wird. Eine Reihe von Experten stellte fest, dass nicht die Opferkerzen und Opferlichte für eine Verrußung der Kirchen verantwortlich sind, sondern man muss eine ganze Palette von möglichen Ursachen in Betracht ziehen:
Bauphysikalische Bedingungen z.B. Bildung von Kondensat infolge Taupunkt-unterschreitung, Materialfeuchte an den Oberflächen mit Erhöhung der Staubbindung.
Sommerhitze mit absolut hoher Luftfeuchte.
Starker Luftaustausch mit der Außenluft durch die Türen und Fenster des Kirchenraumes.
Starker Besuch der Kirche durch Gläubige, etwa bei ungünstigen Wetterlagen, wie z.B. bei starkem Regen und verschmutzten Straßen, so dass an den Schuhen Schmutz und Feuchtigkeit in den Kirchenraum transportiert werden.
Manche Kirchenräume weisen rundum oder an bestimmten Teilflächen extreme Schwärzungen auf, obwohl ein Opfertisch für den Abbrand von Opferkerzen oder Opferlichten niemals in Gebrauch war.

Auch vom liturgischen Grundsatz der Echtheit der im Rahmen der Liturgiereform eine große Rolle spielte, ist es angemessen, nach Möglichkeit Wachskerzen zu verwenden.
Die hohe symbolische Bedeutung der Kerze stellt für uns als Wachszieher Innung, eine wichtige Aufgabe dar. Durch das kreative Gestalten der Kerzen durch unsere Mitglieder wollen wir helfen, sie mit der Zeichenhaftigkeit im religiösen Bereich zu erhöhen. Die Kerzen werden von unseren Mitgliedern heute so gestaltet, dass Seelsorger und Gläubige bei Taufe, Erstkommunion, Trauung oder am Sterbebett in der Lage sind, Kerzen auszuwählen, die zum Glaubensinhalt hinführen.

Geschichtliches

Sie geht zurück bis in das 6. Jahrhundert v. Chr. Damals wurden Holz und Kien in Schalen mit Öl getränkt. Die Ägypter verwendeten Rhizinusöl und die Römer Talg. Man vermutet, dass im vorchristlichen Altertum Beleuchtungsmittel durch Eintauchen eines "Funales" (=Docht) in Talg hergestellt worden sind. Das Wort Kerze kommt aus dem lateinischen "Cereus" (=Wachslicht). Das Christentum und die Entwicklung seiner liturgischen Gebräuche waren Impuls für eine rasche weitere Verbreitung des Kerzengebrauchs. So sind länglich-runde Kerzen mit Wergdocht und Kerzen für liturgische Zwecke seit der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. mit Sicherheit festzustellen. Im Mittelalter begann man bei der Kerzenherstellung auch Bienenwachs zu verarbeiten. Da dieser Rohstoff jedoch sehr begrenzt vorhanden war, war es den Kirchen und reichen Fürstenhäusern vorbehalten, Kerzen aus Bienenwachs zu haben. In privaten Haushalten benutzte man Talg- oder so genannte Unschlittkerzen. Sie wurden aus Rindernierenfett bzw. Hammeltalg hergestellt, rochen dementsprechend ranzig, qualmten und rußten. Erst Ende des 15. Jahrhunderts zog das Bienenwachs auch in die gute Stube wohlhabender Bürgerhäuser ein. Problemlose Wachslichter kannten unsere Vorväter leider nicht: Die Kerzen mussten fortwährend "geschneuzt" also geputzt werden. So nannte man das damals, wenn der abgebrannte Docht ständig gekürzt wurde, um rußen und tropfen zu verringern. Im vorigen Jahrhundert entdeckte man die Kerzenrohstoffe Paraffin und Stearin, die heute noch neben Bienenwachs überwiegend verwendet werden. Im gleichen Zeitraum wurde der Docht entscheidend verbessert, so dass endlich in Erfüllung gehen konnte, was Goethe schon so dringend wünschte:
"Wüsste nicht, was sie besseres erfinden könnten, als wenn die Lichter ohne Putzen brennten"

 

   
© Text und Foto - Pfarre Bad Leonfleden; Foto - Hans Filipp; Technische Umsetzung - Peter Fleischanderl